Zugleich ist das Angebot am Markt in den vergangenen Jahren immer vielfältiger und damit unübersichtlicher geworden. Experte Thorsten Braukmann gibt Tipps, wie du den optimalen Reifen für dein Bike oder E-Bike findest.
Fahrradreifen bilden den Kontakt zwischen deinem Zweirad und dem Untergrund. Aber auch ihr Einfluß auf die Ergonomie des Fahrrads ist nicht zu unterschätzen. So kannst du mit breiten, großvolumigen Reifen gezielt den Fahrkomfort steigern, denn diese können effektiver als schmalere Modelle Unebenheiten ausgleichen und Stöße dämpfen. Auch bei einem bereits perfekt eingestellten Fahrrad lässt sich dadurch nochmals dein Fahrerlebnis verbessern.
Wo willst du unterwegs sein?
Ein ebenso wichtiges Kriterium ist, dass die Reifen zum von dir gewünschten Einsatzzweck passen. Überlege dir deshalb vor der Anschaffung, auf welchem Untergrund du vorwiegend unterwegs sein wirst:
Fährst du vor allem auf trockenen, festen Untergründen wie Asphalt, bietet dir ein Reifen mit flachem Profil wie der Schwalbe Big Apple die beste Haftung. Gut zu wissen: Das bei Autoreifen gefürchtete Aquaplaning gibt es bei Fahrradreifen nicht.
Bist du dagegen auf weicheren Untergründen wie Wald- und Feldwegen unterwegs, sorgen Profile mit gröberen Stollen wie beim Schwalbe Land Cruiser Plus für den benötigten Grip.
Bei Touren auf wechselnden Untergründen greifst du am besten zu einem Reifentyp, der eine glatte Lauffläche für geringen Rollwiderstand mit Seitenstollen für genügend Grip auf weichen Untergründen kombiniert – zum Beispiel der Schwalbe Marathon Allmotion.
Ein bißchen komplizierter ist die Reifenwahl beim Mountainbike: Eine Tour auf dem Trail stellt ganz andere Anforderungen als ein Downhillrennen. Für die unterschiedlichen Untergründe und Einsatzzwecke gibt es daher eine besonders große Bandbreite an speziellen MTB-Reifen, die sich nicht nur beim Profil, sondern auch in punkto Konstruktion und Gummimischung deutlich unterscheiden. Dein Fachhändler ist hier im Zweifelsfall immer der richtige Ansprechpartner – das gilt auch dann, wenn du spezielle Einsatzzwecke mit deinem Rennrad oder Gravelbike planst.
Du bist mit einem E-Bike unterwegs? Dann solltest du auch auf speziell dafür entwickelte E-Bike-Reifen setzen. Denn in diesem Fall fährst du oft mit hoher Geschwindigkeit, zugleich wirken durch das höhere Gewicht vor allem in Kurven stärkere Belastungen auf die Reifen. E-Bike-Reifen wie der Schwalbe Marathon E-Plus sind auf all das bestens vorbereitet, zudem bieten sie einen sehr guten Pannenschutz – dazu gleich mehr. E-Bike-Reifen erkennst du am ECE-R75-Prüfzeichen. Übrigens: Wenn du ein schnelles E-Bike (S-Pedelec) mit einer Zulassung für bis 50 km/h fährst, sind ECE-R75-Reifen gesetzlich vorgeschrieben.
Auch an die Pannensicherheit denken
Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist der Pannenschutz. Vor allem auf längeren Touren oder bei Bikes und E-Bikes, bei denen der Ausbau des Hinterrads besonders aufwendig ist, kann die Entscheidung für pannensichere Fahrradreifen viel Zeit und Nerven sparen. Einen geradezu legendären Ruf in dieser Hinsicht genießen der Schwalbe Marathon Plus und der bereits erwähnte Schwalbe Marathon E-Plus, die sich als weltweit einzige Reifen "unplattbar" nennen dürfen.
Alternativ bietet sich eine schlauchlose Bereifung ("Tubeless") an, wenn du Wert auf Pannenschutz und Fahrkomfort legst. Hierbei bildet der spezielle Reifen ("Tubeless ready") zusammen mit der Felge eine luftdichte, mit Dichtmilch gefüllte Einheit, wobei die Flüssigkeit auftretende Undichtigkeiten selbsttätig verschließt. Auf diese Weise gibt es nicht nur weniger Pannen, sondern der Reifen kann auch mit geringerem Luftdruck gefahren werden. Dadurch wiederum verbessern sich Traktion und Federungseigenschaften. Während Tubeless-Reifen noch vor wenigen Jahren ausschließlich im sportlichen Bereich zuhause waren, haben sie sich heute auch im Alltag durchgesetzt.
Regelmäßig Luftdruck kontrollieren
Für welche Fahrradreifen du dich auch entscheidest: Ist der Luftdruck nicht korrekt, leiden Fahrkomfort und Haltbarkeit darunter. Bei einem zu niedrigen Luftdruckdruck fährt sich der Reifen schwerfällig, zugleich sinkt seine Lebensdauer deutlich. Auch ein zu hoher Luftdruck belastet die Struktur des Reifens unnötig. Die regelmäßige Kontrolle des Luftdrucks ist deshalb Pflicht – am besten einmal im Monat mit dem Manometer. Den optimalen Luftdruckbereich kannst du auf der Seitenwand deines Fahrradreifens in bar oder PSI ablesen.
Einen Sonderfall bildet auch hier wieder das Mountainbike: Jede MTB-Disziplin und jedes MTB-Setup erfordern die individuelle Berechnung des Luftdrucks, wenn du die bestmögliche Performance abrufen willst. Der Fahrradhersteller Schwalbe bietet hierzu unter www.schwalbe.com/pressureprof ein hilfreiches Online-Tool, mit dem sich der individuelle MTB-Reifenluftdruck zeitsparend ermitteln lässt.
Fazit Hochwertige Fahrradreifen sind ähnlich wie Autoreifen hochkomplexe Produkte, die von erfahrenen Herstellern im Rahmen umfassender Forschung für deine speziellen Einsatzzwecke entwickelt und geprüft werden. Discount-Fahrradreifen lassen sich in punkto Fahrverhalten und Haltbarkeit mit Markenprodukten kaum vergleichen. Im Fall des Falles ist dein Fahrrad-Fachhändler der kompetente Ansprechpartner – denn er kennt dein Bike bzw. E-Bike gut und betrachtet deine neuen Fahrradreifen immer als Komponenten des Gesamtsystems.